Abstract
Dieser Aufsatz versucht Luhmanns Ansicht über Hochschulen aus seinen vereinzelt veröffentlichteten Schriften zu rekonstruieren. Er behauptet, daß die seit Ende der 1960er Jahre in den bundesdeutschen Universitäten fortschreitende Demokratisierung ihnen Gruppenpolitisierung und Bürokratisierung gebracht habe. Die Gruppenpolitik steuerte nicht nur das Gruppenverhalten, sondern individuelle Handlungen in Hinsicht auf das Gruppeninteresse und führte die Universitäten temporär nach funktionaler Entdifferenzierung. Mit der Zeit aber hat die Bürokratie, mit Hilfe der Autonomie von Lehre und Forschung, der relativ größeren Organisierbarkeit der Lehre und der Zunahme der Studentenzahlen darauf reagiert und sie schließlich vereinnahmt. Es gibt jedoch noch, Umweltprobleme 'außer dem Anstieg der Studentenzahlen : die Funktionsstörung der Prestigemultiplikation von Lehre und Forschung, die De-institutionalisierung der Lebensläufe und die abnehmende Verwendungsfähigkeit von Bildung in Interaktionen. Angesichts dieser Probleme schlägt Luhmann vor, Forschung zu dem Beobachten der Beobachtungen funktionell und in Lehre, harte 'und, weiche' Studiengänge systemisch zu differenzieren. Diesem Vorschlag liegt die ihm eigentümliche funktionalistische Geschichtsauffassung zugrunde. In der oben skizzierten Ansicht Luhmanns über Hochschulen ist charakteristisch, daß die Demokratisierung der Universität als eine Fördererin von Bürokratisierung auftritt und positive Möglichkeiten in der funktionalen Differenzierung von Forschung und Lehre zeigt.